bei drohender Wirbelsäulen-OP

Bevor ein Patient aufgrund von Rückenbeschwerden an der Wirbelsäule operiert wird, sollten alle konservativen Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft werden. Aufgrund begrenzter Budgets ist es für Fachärzte in Orthopädie und Unfallchirurgie allerdings oft schwer, umfangreiche konservative Therapiealternativen anzubieten. Erweiterte Möglichkeiten bieten hier Selektivverträge, wie der gemeinsam vom Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) und der Deutschen Arzt AG (DAAG) verhandelte Vertrag „Konservative Alternative bei drohenden Operationen“.

Bei diesem Modell arbeiten Orthopäden und Physiotherapeuten eng mit dem Patienten zusammen, um durch gezielte konservative Maßnahmen eine Operation hinauszuzögern oder zu vermeiden. Aber auch die Patienten, bei denen eine Operation unumgänglich ist, profitieren von dem Angebot. Sie werden intensiv darauf vorbereitet und sind nach der OP schneller wieder mobil.

Im Kern geht es darum, die Empfehlung für oder gegen eine Operation neben den objektiven Befunden wesentlich an den subjektiven Beschwerden des einzelnen Patienten auszurichten. „Wenn wir gute Chancen sehen, eine Operation zu vermeiden oder wenigstens zu verzögern, dann besprechen wir mit dem Patienten Therapieoptionen und stellen ihn rasch auch einem Physiotherapeuten vor. Dieser bildet sich dann genau wie wir eine Meinung“, erläutert Dr. Roland Tenbrock, BVOU-Landesvorsitzender Nordrhein und einer der Initiatoren des Vertrags.

Anders als in der Regelversorgung können Orthopäden im Rahmen des Vertrags allerdings bis zu 32 Physiotherapie-Einheiten in relativ rascher Folge verordnen und bei Bedarf zudem ein Training an Geräten. Die ganze Bandbreite an konservativen Möglichkeiten ist sowieso anwendbar. Zudem ist auch eine gemeinsame Betreuung der Patienten per Videosprechstunde möglich. Dafür bietet die DAAG die Plattform ortho.sprechstunde.online an.

Der Vertrag zur besonderen Versorgung nach § 140a SGB V wurde zunächst für Patienten mit drohendem Knie- oder Hüftgelenksersatz ausgerollt. Später wurde er auch auf Wirbelsäulenpatienten ausgeweitet. Das Pilotprojekt begann 2014 in Nordrhein mit der Krankenkasse Barmer. Mittlerweile ist der Vertrag bundesweit ausgerollt und für Patienten der DAK, Viactiv, der BKK VBU und der energie BKK verfügbar.


Bisher beteiligten sich bereits 719 Ärzte und 105 Physiotherapiezentren bundesweit an dem Versorgungskonzept. Mehr als 7500 Patienten wurden mit konservativen Therapiealternativen behandelt, darunter 300 Wirbelsäulenpatienten. Die Diagnosen umfassten hier neben Rückenschmerzen unter anderem Deformitäten und Instabilitäten der Wirbelsäule, Bandscheibenschäden oder Spinalkanalstenosen.

Der Vertrag ist offen für alle Fachärzte für Orthopädie sowie Orthopädie und Unfallchirurgie, die mit einem geeigneten Physiotherapiezentrum zusammenarbeiten. Weitere Informationen für interessierte Ärzte, aber auch Physiotherapeuten bieten der BVOU und die DAAG.

Inhalt: 
Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V.
Herr Janosch Kuno
Straße des 17. Juni 106 – 108
10623 Berlin